The Precious Life - Nightmare
Chapter 2: Kapitel 1 - Ein neuer Tag
Previous Chapter Next ChapterIch hasse es, wenn ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werde. Das Schlafzimmer meiner kleinen Dachwohnung hatte leider nur zwei kleine Fenster, die beide an einer Schräge waren. Daher hatte ich keine Vorhänge oder ähnliches. Als ich noch zur Schule musste war das mehr als praktisch, aber jetzt wo ich mal nicht lernen oder arbeiten musste, war es einfach nur mehr als nervtötend. Ich kauerte mich in meinem Doppelbett zusammen und presste mein Gesicht so tief in das Kopfkissen wie möglich.
Es war Sonntagmorgen und ich wollte einfach noch ein paar Stunden schlafen. Nicht das ich noch besonders müde gewesen wäre, aber ich liege einfach zu gerne im Bett, besonders wenn draußen gerade erst der letzte Schnee geschmolzen ist. Ihr kennt das vielleicht, wenn man aus der warmen Dusche wieder in das kalte Badezimmer geht. Genauso ist das für mich aus meinem warmen Bett aufzustehen. Heute kam ich aber irgendwie mit meinen Augen nicht so nah an die Matratze wie ich es gerne hätte und deshalb drehte ich meinen Kopf nach links, weg von den Fenstern, wo mein Nachttisch steht.
Der Laptop war immer noch an und spielte das DVD-Menü von Iron Man immer wieder ab. Ich hatte mir gestern nach meinem kleinen Spaziergang noch ein oder zwei Folgen “My little Pony” angeschaut und dann den Film angemacht um besser schlafen zu können. Das ist so eine Angewohnheit, die ich wohl aus meiner Kindheit übernommen habe. Früher hörte ich im Bett immer Kassetten wie die drei??? oder TKKG. Wenn also leise Geschichten im Hintergrund laufen ist das für mich so als würde jemand anderes Meeresrauschen hören. Diese Angewohnheit hatten viele in meiner Familie, nur dass es bei ihnen ein Föhn ist, was einem mehr wiederum eher an das Meer erinnert.
Der kleine Wecker neben dem Laptop zeigte das es kurz vor sieben war und ich ließ einen lauten Seufzer entweichen. Ich bin wahrscheinlich heute Morgen so um zwei erst langsam eingeschlafen und war nach so wenigen Stunden wieder fit, an einem Sonntag. Ich glaube, da würde jeder frustriert sein. Während ich also nun so da lag und auf den Bildschirm starrte, horchte ich ein wenig in meinen Körper. Mein Nacken war mal wieder steif und bereitete mir leichte Kopfschmerzen, aber das ist dank meiner krummen Wirbelsäule nichts Neues. Meine Augen schmerzten leicht, aber ohne Brille war auch das ein bekanntes Gefühl genau wie das letzte, meine Blase. Ich hatte gestern Abend noch einiges an Wasser zu mir genommen. Durch mein Asthma ist mein Hals immer trocken und ich trinke, auch wenn ich eigentlich keinen Durst habe, nur um dieses trockene Gefühl im Hals los zu werden.
Einige Minuten versuchte ich dieses Gefühl zu ignorieren, aber es half alles nichts, ich musste aus dem Bett. Aber ich kenne mich genau, bin ich erst einmal aufgestanden, würde es mir nur noch schwerer fallen mich wieder hinzulegen. Ich wohne immer noch auf dem Land und hier wird gearbeitet sobald man aus dem Bett gefallen ist und hier gibt es immer etwas zu tun. Noch war es kalt und das Holz muss aus dem Garten in den Keller damit man für den Ofen immer etwas im Haus hatte oder es musste neues Holz gehackt werden. Die beiden Hunde wollen auch bestimmt ihr Frühstück, sobald sie jemanden im Haus hören und ihre Hinterlassenschaften im Vorgarten müssten auch mal wieder entsorgt werden. Das war noch relativ einfach. Da nimmt man eine alte Schaufel und dann ab damit auf das Feld gegenüber. Ich glaube kein Bauer beschwert sich über kostenlosen Dünger.
Mir kam auch in den Kopf, das ich mal wieder das Geschirr und Leergut in der Wohnung sammeln könnte. Dies war überall dort zu finden wo ich mich gerne mit meinem Laptop breit machte. Obwohl ich hier draußen nicht oft Besuch bekomme, hasse ich es wenn Leute meinen Saustall sehen, wenn aber dagegen nur ich da bin, könnte hier ein Schwein drinnen rumlaufen und ich würde nur die Füße auf den Tisch legen, damit es mehr Platz hat seinen Schlamm zu verteilen. Da bin ich das genaue Gegenteil meiner Mutter, die keine Minute still sitzen kann wenn sie weiß, dass etwas dreckig ist. Ich tue immer nur das nötigste, habe ich mich aber in eine Sache verbissen, dann wird auch mal mehr getan. Jeder Mensch braucht halt seinen Ansporn und meiner heißt Interesse.
Es half also nichts und ich schob meinen Körper Richtung Bettkannte. Mit den Worten eines sehr berühmten Astronauten im Kopf schlug ich mit meinem linken Arm die Bettdecke zurück und setzte mich auf. Mein Rücken war heute wieder besonders gemein zu mir und ich beugte mich weiter nach vorne um dem Druck entgegen zu wirken. Für solche Tage vermisste ich meine Freundin einfach, denn sie konnte wirklich gut massieren. Wegen einem Streit vor ein paar Monaten hatten wir uns aber getrennt. Mir ging in diesem Moment noch mal der komplette Streit durch den Kopf und mir kam der Schluss, dass die Trennung wohl die beste Lösung war. Gegen die Trennungen die ich vorher hatte war diese hier eher schlicht abgelaufen. Nicht das sie Brutal oder so waren, aber ich fühle mich heute noch unwohl wenn ich eine meiner Ex-Freundinnen sehe. Es wurden einfach Dinge gesagt, die keiner wirklich gemeint hat, also von meiner Seite aus zumindest, aber keiner hat sich dafür jemals entschuldigt. Es ist dann dieses Gefühl, das man jemanden einfach nicht mehr in die Augen sehen möchte.
Da also eine kleine Massage keine Option war, ließ ich meinen Kopf ein wenig kreisen um mein Genick ein wenig zu lockern, was als ein leises knacken zu hören war. Ich setzte meine Füße auf den Boden, den linken zuerst und wollte aufstehen. Als ob heute die Schwerkraft irgendwie nicht freundlich zu mir sein wollte zog es mein Gesicht sofort Richtung Laminat, welches ich übrigens in der ganzen Wohnung selber verlegt hatte. Meine Knie waren danach für mehrere Tage nicht zu gebrauchen. Beim Aufprall auf das Holz schloss ich vor Schmerz meine Augen und ich blieb liegen und würde meine Blase nicht rebellieren hätte ich fast dort liegen bleiben wollen. Das harte Holz war irgendwie angenehm oder zumindest die komische, seitliche, Position in der ich da lag. Das Rohr zur Heizung vor meinem Gesicht strahlte eine angenehme Wärme ab und allgemein war der Raum nicht wirklich kalt. Ich setzte mich wieder auf und warf einen Blick auf mein Bett das mir komisch hoch vorkam, aber wann sitzt man auch schon vor seinem Bett. Ich streckte meine Hand nach rechts, Richtung Nachttisch aus, auf der Suche nach meiner Brille und hätte dabei fast den Laptop vom Tisch geworfen, als ich sie doch endlich spürte. Bei dem Versuch sie zu greifen rutschte sie aber auf den Boden zwischen Bett und Nachttisch. Mit einem kurzen Fluch, das war nicht zum ersten Mal passiert, drehte ich mich um, um besser nach ihr greifen zu können. Ich steckte meinen blauen Arm in die Lücke und suchte im wahrsten Sinne im Dunkeln.
Nach einigen Sekunden fing dann wohl auch mein Gehirn an zu arbeiten und das ohne Kaffee. Mein Arm war komplett blau. Mit einem ersten Schrecken schüttelte ich meinen Kopf und warf einen zweiten Blick auf meinen Arm in der Hoffnung, das ich wohl doch noch mehr schlafe als das ich wach bin. Nicht gerade positiv für meine Verfassung starte mich immer noch dieses helle leuchtende blau an. Ich zog meinen Arm schnell aus der Lücke was meinen Schrecken aber nur vergrößerte. Wo einmal meine Hand war schien jetzt nur ein kleiner Stumpf zu sein, so als ob meine Hand am Gelenk abgetrennt worden wäre. Mit einem mal war ich zu hundert Prozent im geschehen und sah auch meinen anderen Arm und ihm schien es ähnlich zu gehen. Ich versuchte einen Finger zu bewegen, aber da rührte sich nichts. Ich sah an mir selber runter nur um festzustellen, dass ich noch dasselbe, gelbe, T-Shirt samt Boxershorts trug mit denen ich auch gestern zu Bett gegangen war. Mein Blick wanderte weiter nach unten und ich konnte mir schon denken was mich erwartete. Meine Beine waren genau wie meine Arme, eben nur etwas dicker, aber es fehlte jede Spur von Füßen.
Langsam erschlich sich in meinem Kopf so eine Ahnung, aber ich brauchte einen Spiegel. Auf allen vier Buchstaben robbte ich durch das kleine Zimmer zur Tür und öffnete diese mit dem was mal mein Ellbogen war. Ich musste ganz schon hoch greifen, so dass ich schon fast auf den Stümpfen stand, die einmal meine Füße waren, aber dadurch konnte ich mein eigenes Gewicht nutzen um die Tür zu öffnen. Direkt gegenüber meiner Schlafzimmertür ist der größte Spiegel den meine Wohnung zu bieten hat und ich konnte jetzt direkt in ihn rein schauen. Zurück schaute aber nicht ich, sondern ein kleines blaues Pony mit einer kurzen weißen Mähne aus der ein Horn hervor trat. Ich bewegte meine rechten Arm nur um im Spiegel die passende Antwort zu sehen. Meine Nase war Nüstern gewichen und mein Mund war jetzt eine Schnauze. Mein Gehirn arbeitete jetzt im Hochbetrieb. Demnach waren das auch keine Stümpfe, sondern Hufe. Ich untersuchte meinen Rechten, in dem ich ihn mit meinem Linken anfasste. Ich spürte das es zwar Oberflächlich hart war, aber die Mitte die das Horn umschloss war weich und etwas empfindlich. Komisch war das ich scheinbar den Huf selber etwas Biegen konnte. Ich schaute erneut in den Spiegel. Ich sah wirklich genauso aus wie eines der Ponys in “My little Pony”. Und mit genauso meine ich wirklich keine Abweichung als ob ich in die Realität gezeichnet wurde.
Ich wusste nicht ob ich vor Freude heulen oder in Panik ausbrechen sollte. Ich meine, dass ist der Traum jedes Brony, oder? Einmal ein Pony in Equestria sein und da machte es wieder klick in meinem Kopf. Ich war nicht in Equestria. Ich war hier, in der Realität die ich kannte, wo das was ich nun war nur eine Fantasie ist. Meine Blase nutzte den Moment um mir wieder zu sagen, dass es Zeit wird etwas Bestimmtes zu erledigen, also erstmal auf alle Viere kommen. Dafür, dass ich das nie gemacht habe, ging es erstaunlich einfach. Nach dem ersten Schritt lag mein Kopf aber schon wieder auf dem Laminat, diesmal eben nur im Flur. Ich dachte an die Serie und wie sie es dort machten. Dann vielen mir auch noch die Bewegungen meiner Hunde ein, die ich Tag für Tag beim Spazierengehen sehe. Zu meinem Unmut fiel mir auf das Fanny nicht so lief wie Fiete. Fiete bewegte seine Beine über Kreuz und Fanny lief parallel. Da Fanny noch recht jung war beschloss ich als erstes diese Gangart zu probieren, denn Kinder lernen ja schließlich die einfachsten Dinge zuerst. Wieder auf den Beinen bewegte ich nun meine linken Beine gleichzeitig und dann meine Rechten, was dazu führte das ich mehr über das Laminat rutsche wie ein Eisläufer, als das ich gelaufen oder getrappt wäre. Es reichte aber um zur Badezimmertür zu kommen und diese mit meinem linken Arm zu öffnen, aber das war wohl nicht mehr die richtige Bezeichnung. Ich würde mich darüber mal im Internet schlau machen müssen. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich realisierte, wie dumm dieser Gedanke gewesen war. Ohne Finger würde das echt lustig aussehen wie ich den Laptop bediente, fast wie meine Mutter als sie das erste Mal ihren benutzen wollte. Aber das war gerade nur meine zweite Sorge, denn wenn ich mich nicht beeilte, würde ich heute noch den Mob schwingen müssen. Ich schloss die Badezimmertür hinter mir wieder mit einem gekonnten tritt und drehte mich aus Reflex um, um die Tür zu verschließen. Nicht das das nötig gewesen wäre, immerhin war ich alleine in der Wohnung und selbst wenn meine Freundin noch da gewesen wäre, hätte mir das eher wenig ausgemacht. Es war einfach eine Angewohnheit und gab mir ein Gefühl von Privatsphäre. Ich streckte einen Huf aus, aber mir wurde schnell klar, dass ein Huf nicht das Richtige war, um einen Schlüssel zu drehen.
Dann eben heute mit offener Tür, dachte ich mir. Mit einem Huf öffnete ich die Schüssel und fing an mich von meinen Boxershorts zu befreien. Was ich erblickte jagte mir wieder erst einen schrecken durch Mark und Bein, denn ich hatte noch nie ein Ponygenital von so nah gesehen. Wie gesagt, ich wohne auf dem Land. Hier und da ein paar Pferde bei der Paarung waren nichts Ungewöhnliches, aber dies war etwas anderes. Ich hatte keinen blauen Dunst wie ich dieses Ding steuern konnte. Ich musste kurz über meine eigenen Gedanken lachen. Blauer Dunst, mein Fell, ihr versteht schon. Auf jeden Fall, zu sehen war nur ein Schaft, wie das bei Hengsten nun mal ist und das übliche Gehänge eben. Irgendwie ärgerte ich mich, dass das nie in der Serie thematisiert wurde. Im Falle einer plötzlichen Ponyfizierung bitte folgende Hinweise beachten. Alles was ich tun konnte, war auf die natürlichen Reflexe vertrauen, die man als Pony ja wohl auch haben musste. Andernfalls wäre das ziemlich unangenehm, denn der Schaft zeigte unangenehm in die Richtung meines Kopfes. Ich hob mich mit meinen beiden Vorderhufen, wie ich sie nun erst mal bezeichnen wollte, auf die Kloschüssel und war noch nie so froh, dass ich, was Hygiene im Bad betraf, so kleinlich war. Die Toilette war wirklich nicht für Ponys ausgelegt und ich musste mich die ganze Zeit am Rand festhalten um nicht ein kleines Bad zu nehmen. Nun konnte ich aber nicht mehr lange halten und ich tat das einzige was sich Richtig anfühlte, ich gab dem Druck nach. Ohne den Vorgang jetzt weiter im Detail beschreiben zu wollen, kann ich nur sagen, dass alles gut verlaufen ist. Nach etwa ein oder zwei Minuten stand ich wieder vor der Toilette und streifte so gut es ging wieder meine Boxershorts über und betätigte die Spülung. Nun war Hufe waschen angesagt, aber wieder leichter gesagt als getan. Ich stand vor dem Waschbecken, das ich zuletzt aus diesem Winkel gesehen habe als ich noch ein Kind war und ich sehnte mich nach einer dieser kleinen Treppen. Es half aber nichts und ich legte meine ehemaligen Ellenbogen auf den Rand um mir halt zu geben.
Der Rest lief dann eigentlich recht problemlos und nach kurzer Zeit schloss ich die Badezimmertür hinter mir und schlitterte wieder zu dem Spiegel im Flur. Meine Augen waren immer noch so blau wie sie es immer waren aber eben ein gutes Stück größer. Ich öffnete meinen Mund und sah, dass mein Mund sich nicht groß von dem eines Menschen zu unterscheiden schien, bis auf das die Zähne keine spitzen hatten. Auch hier sah alles wieder wie in die Luft gezeichnet aus. Ich drehte mich ein wenig und warf einen Blick auf meinen Schweif, der durch eines der Beine der Boxershorts durch kam. Er war weiß und strähnig und so lang, dass er fast bis zum Boden ging. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er sähe so aus wie zu meinen besten Zeiten nach einer durchzechten Nacht als ob er eine kräftige Dusche brauchen würde. Jetzt dachte ich das erste Mal daran zu gucken, ob ich auch ein Cutiemark hatte. Mit einem Huf schob ich meine Boxershorts ein wenig nach unten und tatsächlich war da ein weißes Symbol auf meiner Flanke. Es war ein Blitz der durch einen weißen Kreis zu fliegen schien. Irgendwas in mir wollte 'Go go Power Rangers' schreien, aber dass sparte ich mir lieber, denn ein neues Gefühl machte sich breit, Hunger.
Ich schlitterte also erst mal Richtung Küche und öffnete mit meinem Huf den Kühlschrank. Es musste da irgendeinen Trick mit den Hufen geben, aber das hob ich mir für später auf. Ein Blick in das innere erwies sich als eher deprimierend. Ein wenig Toastbrot, ein Rest Salami und ein wenig Senf war alles was noch da war. Meine Freundin war diejenige gewesen, die immer darauf achtete, dass was im Haus war, immerhin war sie Konditorin und verstand was vom Zubereiten von Nahrung. Ich nahm das Brot mit meiner Schnauze aus dem Kühlschrank und legte es auf die Arbeitsplatte und so machte ich weiter bis alles draußen war. Das mit der Schnauze war auch so eine Sache, denn ich schmeckte das Plastik in meinem Mund und es war nicht gerade lecker. Das nächste Problem war der kleine Ring der das Brot in seiner Verpackung hielt. Ich sage euch das ist das beste Workout für eure Zunge das ihr bekommen könnt. Macht das ein bis zwei Monate und ihr könnt mit euren Zungenküssen hausieren gehen, wenn ihr euch nicht die Zunge zerschneidet. Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat, aber ich habe es tatsächlich geschafft. An dieser Stelle muss ich euren Eltern in einer Sache zustimmen, steckt niemals euren Kopf in eine Plastiktüte. Ich konnte mich hier noch mal befreien und schob dann doch eine Scheibe vorsichtig mit meinem Huf aus der Tüte. Ich weiß nicht was ich mir dabei gedacht habe den Senf überhaupt aus dem Schrank zu holen. Selbst wenn ich den Deckel auf bekommen würde, müsste ich immer noch ein Messer benutzen müssen um ihn auf das Brot zu schmieren. Die Niederlage gestand ich mir ein ohne es versucht zu haben.
Mit meiner Zunge öffnete ich die Schachtel in der die Salami lag und nahm eine Scheibe vorsichtig mit den Zähnen auf. An dieser Stelle muss ich euch fragen ob ihr 'American Pie 3' gesehen habt und wenn ja, erinnert ihr euch an die Stelle wo Stifler den "Trüffel" essen musste? Meine Reaktion auf den Geschmack der Salami könnt ihr euch, wenn ihr es kennt, sicherlich vorstellen. Ich schaute auf das Verfallsdatum, was ohne Brille, schwerer zu lesen war als gedacht, aber das Datum war in Ordnung. Der dreißigste März war zu lesen und das war noch gut eine Woche hin. Jetzt viel mir ein das Ponys ja Pflanzenfresser sind und Fleisch wohl dementsprechend abstoßend sein musste, was das gerade erklären würde. Mein Frühstück war also die obligatorische Scheibe Toast. Ich nahm sie in den Mund und schlitterte langsam von meiner Küche in mein Wohnzimmer was ein und derselbe Raum ist. Ich hob mich auf das Sofa und ließ den Rücken in das weiche Leder gleiten. Die sonst so angenehme Position war auf einmal gar nicht mehr so angenehm, denn sie übte einen unangenehmen Druck auf meinen Rücken aus. Also legte ich mich auf die Seite und streckte alle viere von mir. Es war zwar immer noch nicht das Ideal, aber besser als vorher und so begann ich langsam an meinem Brot zu kauen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es anders schmeckt, besser, angesichts der Tatsache das Fleisch schlechter schmeckte, aber es war so trocken und trist wie immer.
Mit Fernsehen war jetzt auch nichts da ich die Fernbedienung nicht bedienen konnte. Hier war aber auch nichts Ponygerecht eingerichtet. Unter meinem Wohnzimmer war direkt die Wohnung meiner Mutter und dort waren nun auch die ersten Schritte zu hören. Wie sollte ich bloß die Situation erklären. Ich meine sie würde sicher Ausrasten ein Pony in ihrem Haus zu haben, aber eines das spricht und ihr Sohn ist war sicher zu viel. Ich konnte aber auch nicht ewig in meiner Wohnung bleiben. Irgendwann würde irgendjemand was von mir wollen und dann müsste ich mich zeigen. Wenn es mein jüngster Bruder war der mal wieder irgendein Computerspiel wollte oder mein jüngerer Bruder der Mal wieder mit meinem Auto irgendwo hin möchte. Er hatte dazu erst noch den Probeführerschein, so dass ich also mitkommen müsste, was, angesichts meiner Gestalt, wohl nicht zur Diskussion stand. Meiner Mutter viel früher oder später immer eine Sache ein die ich gerade für sie machen konnte, nur ihr Freund ließ mich die meiste Zeit in Ruhe. Wir hatten bis auf unseren Musikgeschmack auch nicht viel gemeinsam, aber allgemein war er jemand mit dem man gut Abhängen konnte. Dazu kam das er nur am Wochenende da ist, denn er ist Fernfahrer oder auch Brummi genannt. Meine Mutter ist schon öfters mit ihm auf Achse gewesen, so dass ich mal eine Woche oder so alleine mit meinen Brüdern war. Der letzte bissen Toast rutschte meinen Hals herunter und ich hätte jetzt gut einen Schluck trinken können. Die Schritte von unten wurden Lauter und das nächste was passierte war dass mein jüngerer Bruder Nils die Wohnungstür öffnete.
"Timo, bist du schon wach? Ich brauche mal eine externe Festplatte.", konnte ich im Flur hören. Könnte ich jetzt in den Spiegel gucken würde wahrscheinlich ein P wie Panik auf meiner Stirn leuchten, wenn da nicht das Horn wäre. Seine Schritte kamen in Richtung der Wohnküche und im nächsten Moment schwang die Tür auf. Ich machte mich auf dem Sofa so klein wie möglich, so dass ich fast nicht mehr über den Tisch herüber guckte und versuchte nicht zu Atmen. Aus meinem Augenwinkel konnte ich Nils sehen wie er mit zwei Schritten in der Küche stand und sich dann in das Wohnzimmer begab. Er schien mich völlig zu übersehen und ging an das Fenster das zu Straße lag.
"Wo ist der? Sein Auto steht da unten. Timo?", hallte es durch den Raum. Er drehte sich um und spätestens jetzt hatte er mich gesehen. Er ging langsam auf das Sofa zu und schaute zu mir runter und ich bemühte mich möglichst keinen Muskel zu bewegen oder zu blinzeln.
"Ich weiß ja das er diese Ponys mag, sich aber gleich so ein großes Plüschteil zu kaufen ist echt zu viel." Sagte der Bruder der ein riesen Pikatchu als Sitzkissen hatte, dachte ich so bei mir. Ich hoffte, er würde einfach an mir vorbei gehen und woanders nach mir suchen, aber heute war irgendwie nicht mein Tag. Gut, dass ich ein Pony bin, war schon irgendwie toll, aber der Rest war bisher komplett daneben. Er streckte seine Hand nach mir aus und wollte mich aufheben. Seine Finger bohrten sich durch mein Shirt in mein Fleisch und er drückte es zusammen. Ich konnte es nicht halten uns sprang auf.
"Sag mal spinnst du! Das tut weh.", waren die Worte die ich meinem Bruder entgegen warf, als dieser zurückschreckte und unsanft auf den Boden landete, wie ich heute schon zwei Mal. Next Chapter: Kapitel 2 - Ein gutes Leben Estimated time remaining: 8 Hours, 37 Minutes